Interview: Thomas Lojek und Ekaterina Moré – Die Macht der Weiblichkeit in Kunst, Liebe und Leben
Thomas Lojek im Gespräch mit Künstlerin Ekaterina Moré über Unterschiede zwischen Mann und Frau, die Bedeutung von Weiblichkeit in unserer heutigen Zeit und über den besonderen Einfluss von Weiblichkeit auf die emotionale Gesundheit innerhalb der Beziehungen zwischen Mann und Frau.
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(c) Ekaterina Moré
Ekaterina Moré ist als Künstlerin bekannt für ihre ungewöhnlichen Frauen-Bilder, die sich durch eine besonders feminine Darstellung der Frau auszeichnen.
Ihre Werke werden in Berlin, Düsseldorf, Paris, Oslo, Wien, Genf, Moskau, Miami ausgestellt und sie hat als Künstlerin eine breite Präsenz in Presse und TV.
Thomas Lojek ist der Autor von Gebrauchsanleitung Mann, Einen Mann emotional dauerhaft binden und Das geheime Muster der Liebe – Warum glückliche Beziehungen kein Zufall sind.
Er betreut neben seiner Arbeit als Autor diesen Blog und eine sehr aktive Community zu seinen Büchern
Auf der Suche nach den zeitlosen Aspekten der Frau
Thomas Lojek: Liebe Ekaterina, durch meine Arbeit zum Thema Männer und Frauen und innerhalb meiner Beratungen bemerke ich, dass es unter Frauen derzeit ein ganz intensives Bedürfnis nach echter und natürlicher Weiblichkeit gibt. Fast so, als ob die Frauen das eckige, kantige und scharf abgegrenzte Frauenbild der Leistungsgesellschaft müde geworden sind und sich danach sehnen, wieder durch und durch Frau sein zu können.
In deinen Bildern zeigst du Frauen, die natürliche Attribute von echter Weiblichkeit sehr ausgeprägt widerspiegeln: Weiche Formen, sensible Ausstrahlung, sanfte Gesichtszüge, sinnliche Körperlichkeit. Glaubst du, dass Frauen in den letzten Jahrzehnten vielleicht etwas viel von ihrem angestammten Gebiet – Emotionen, Weiblichkeit, Sinnlichkeit – abgegeben haben, um den Zeitgeist-Modellen der modernen Leistungsgesellschaft besser gerecht werden zu können? Oder ist das für Frauen alles gar kein Problem und sie unterscheiden ganz leicht und souverän: „Das hier ist Zeitgeist! Und das hier… das bin ich innerhalb meiner eigenen ganz persönlichen Weiblichkeit!“?
Mich würde interessieren, wie du das siehst und wie sich deine Kunst in diesem Umfeld von Weiblichkeit und Moderne positioniert.
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(c) Ekaterina Moré
Ekaterina Moré: Das Thema „Weiblichkeit“ ist heute aktuell wie nie zuvor. Waren früher die Rollen zwischen Männern und Frauen klar verteilt, entstehen heute die Fragen aus der Freiheit heraus, auch andere Rollen ausprobieren zu können.
Die Emanzipation hat in einigen Bereichen ins Negative umgeschlagen – der aggressive Feminismus hat für mich wenig mit Weiblichkeit und den Stärken der Frau zu tun.
Die Frauen sind heutzutage zum Teil bessere Männer geworden, aber sind sie deswegen glücklicher? Fühlt man sich damit wohl, wenn man die fremden Gebiete erobert und das Eigene dafür aufgibt?
In meiner Arbeit möchte ich die zeitlose Schönheit des Weiblichen mit vielen Facetten zeigen. Sanft und gefühlsbetont, stark und sinnlich, eigener Kraft und Stärke bewusst, herzlich und nachdenklich. Frau ist für mich ein Symbol des Emotionalen und des Heilenden, sie ist das kommunikative Bindeglied der Gesellschaft und immer noch die Hüterin des Feuers.
Meine Bilder sind keine Porträts im herkömmlichen Sinne, sie sind mehr Ikonen der Weiblichkeit. Meine Frauenfiguren sind die Göttinnen, die in moderne Welten eingebunden sind. Für mich trägt jede Frau diese göttlichen Kräfte in sich und es ist wichtig, dass wir diese Kräfte mit Respekt und Anerkennung begegnen und die Frau ermutigen so zu sein, wie es ihrer Natur entspricht.
Was ist echter Fortschritt für echte Weiblichkeit in unserer Welt?
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(c) Ekaterina Moré
Thomas Lojek: Wenn man es darauf anlegt, könnte man uns beiden auch ein überholtes und veraltertes Frauenbild vorwerfen.
Du malst Frauen als sensible, zutiefst emotionale Wesen, die sich in Farbe und Form körperlich und sinnlich zeigen.
Ich erinnere in meinen Büchern und Beratungen Frauen ganz oft an geradezu klassisch weibliche Werte und Eigenschaften, weil das als Kontrast eine besonders intensive emotionale Wechselwirkung zu der männlichen Welt herstellt.
Aber sind das nicht alles Attribute, über die sich die moderne Frau offiziell eigentlich nicht mehr definiert sehen möchte?
Darum mal Hand aufs Herz: Sind wir in dem, was wir tun, Pioniere oder Dinosaurier? Woher nimmst du persönlich für dich als Künstlerin den Mut und die Zuversicht dein Werk so zu gestalten, wie du es sehen und empfinden möchtest – auch wenn du damit vielleicht immer mal wieder etablierten Überzeugungen und populären Trends auf die Füße trittst?
Ekaterina Moré: Der Archetyp der Frau ist für mich etwas Beständiges, er ist mit bestimmten Werten verbunden und nichts und niemand kann daran etwas ändern. In der Geschichte gab es schon immer Zeiten, in denen man versucht hat, dem Wesen der Frau seine natürliche Macht zu nehmen. Wie zum Beispiel im Mittelalter die Sinnlichkeit und Erotik der Frau verteufelt wurde, haben wir auch heute eine ähnliche Tendenz – glücklicherweise wird diese in unserer Gesellschaft ohne physische Gewalt durchgesetzt.
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(c) Ekaterina Moré
Mich stimmt es traurig, dass diese Verteufelung der Sinnlichkeit zum Teil aus den Reihen der Frauen noch propagiert wird.
Ich werde von einigen Frauen bei meinen Ausstellungen angesprochen, dass ich meine Frauenfiguren zu Objekten der Begierde auf meinen Bildern stilisiere, dass ich die Frauen sogar damit entwerte. Die Frau hat es heute wohl nicht nötig, ihre Weiblichkeit zur Schau zu stellen und mit ihren Reizen zu spielen?
Ist das nicht gerade eine Verkennung der Frau? Was ist daran fortschrittlich, die Frau einem Mann gleich zu setzten? Eine starke Frau in Hosenanzug, die ihren Mann steht, die sich in der Geschäftswelt behauptet und nebenbei noch die Kinder großzieht und nur gelegentlich die Gesellschaft des Mannes benötigt – ist das ein Glück verheißendes modernes Frauenbild? Das bezweifle ich. Heutzutage muss man Mut haben, um sich gegen aggressiven Feminismus zu stellen und andere Werte zu propagieren.
Auf meinen Bildern möchte ich dem mystischen Zauber der Frau ein Loblied singen. Ich bin überzeugt, dass jeder Frau das Göttlich-Weibliche innewohnt und gelebt werden möchte. Die Schönheit der Frau hängt für mich stark mit der Anerkennung ihrer Weiblichkeit zusammen.
Die transformatorische Kraft der Weiblichkeit
Thomas Lojek: Dazu, was du beschreibst, kann ich auch etwas sagen. Im Zusammenhang mit meiner Arbeit beobachte ich ein ganz ähnliches Phänomen:
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(c) Ekaterina Moré
Ausgerechnet die Frauen, die meine Bücher eigentlich am nötigsten hätten, weil sie sich selbst als besonders frustriert von den Männern definieren und auch so auftreten, kritisieren genau das gerade zu reflexartig:
Dass ich mit meiner Arbeit Frauen zu Schönheit, Glanz und einer intensiven emotionalen Wirkung verhelfe, die sie glücklich macht und die Veränderungen in ihren Leben wirkt – weil in echter Weiblichkeit eine Kraft liegt, die Emotionen und damit auch Beziehungen heilen und gesund machen kann.
Selbst wenn es erst einmal “Begierde” ist, was Frauen erzeugen, dann liegt darin dennoch eine ganz natürlich Kraft und Gesetzmäßigkeit. Was die Vertreterinnen der rein kopflastigen Emanzipations-Modelle nicht erkennen: Im Begehren des Mannes liegt die natürliche Macht der Frau verankert – es kommt nur darauf an, wie die Frau dieses Begehren formt und zu ihrem Vorteil nutzt.
Darum gibt es zum Beispiel einen Titel wie “Gebrauchsanleitung Mann” unter meinen Büchern. Das ist die etwas griffig gestaltete Darstellung eines tieferen Zusammenhanges: Die tiefere Aufgabe der Frau liegt auch darin, die rohe Kraft des Mannes in kreative und sinnvollere Kanäle des Lebens zu lenken. Dann greifen die Prinzipien zusammen und die Liebe der Männer fließt ganz natürlich zu ihnen zurück.
Es ist ähnlich wie in der Kunst: Der reine Impuls kreativ sein zu wollen, reicht nicht – der ist zwar drängend aber ohne Richtung. Man muss zuerst lernen, diesen Antrieb in Form, Farben und Sinn zu bringen. Genau das gleiche Prinzip arbeitet zwischen Mann und Frau.
Ich habe oft den Eindruck, dass sich die Frauen, die männliches Begehren als negativ ablehnen, vor genau dieser Verantwortung drücken wollen (oder sie einfach nicht erkennen): Dass eben die Frau den Mann “kanalisieren” muss, um das zu erreichen, was sie als Frau in ihrem Leben anstrebt.
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(c) Ekaterina Moré
“Kanalisieren” ist allerdings nicht das hoffnungslose “verändern” der Männer, was viele Frauen so vergeblich immer wieder anstreben, in der Vorstellung “Er – oder die Männer insgesamt – müssten sich ändern – dann würde alles besser!”. Frauen müssen nicht die Männer in den Griff bekommen – sie müssen Männer durch die Tatsache, dass sie Frauen sind, in ihren Emotionen kanalisieren.
Frauen, die sich jenseits ihrer Weiblichkeit bewegen oder sie innerlich ablehnen, fehlen die Ressourcen zu diesen Veränderungen – eben weil von ihnen nicht der besondere Zauber ausgehen kann, der Männer ganz sanft übernimmt und von innen heraus transformiert. Und das ist keine Illusion – dass das möglich ist, erlebe ich innerhalb meiner Arbeit jeden Tag.
Wesentliche Veränderungen zwischen Mann und Frau sind möglich – allerdings ist der Basisbaustein ein Wechselspiel von Begehren und Weiblichkeit. Eine Frau muss mit diesem Basisbaustein Frieden schließen, sonst funktionieren auch ihre höheren Ebenen nicht. Es ist interessant diese Parallelen innerhalb unserer Arbeit zu sehen. Und wie tief diese Konflikte reichen.
Wie ist das aus deiner Sicht? Was ist schief gelaufen, dass ausgerechnet über der Fähigkeit der Frau, Liebe und Sinnlichkeit zu verkörpern und zu leben, solche Konflikte liegen, dass sich diejenigen, die diese Eigenschaft als eine natürliche Macht der Frau darstellen und fördern, dafür rechtfertigen müssen?
Und vielleicht als Frage an dich als Künstlerin und als Frau: Was muss sich verändern, damit diese Strukturen in den Köpfen und Empfindungen aufgebrochen werden und der Umgang von Mann und Frau wieder natürlich und gesund einfach fließen kann – auch in ihrer vollen Unterschiedlichkeit als nun mal im Kern sehr unterschiedliche Wesen?
Die enorme kreative Kraft der Frau
Ekaterina Moré: Die Angst vor der chthonischen Urkraft des Weiblichen ist nachvollziehbar und verständlich. Es ist eine irrationale Kraft, sie liegt außerhalb der Logik und der Vernunft und in einer, wie es scheint, vom Kopf geleiteten Gesellschaft löst es Unsicherheit aus.
Gerade wegen dieser Irrationalität, wegen der enormen Kraft, die in der Weiblichkeit steckt versucht man die Frau zu unterdrücken und zu fesseln.
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(c) Ekaterina Moré
Ich bin der Meinung, man zwang gerade aus diesem Grund die Frau unter die Burka, schnürte sie ins Korsett, verteufelte die Weiblichkeit und verstümmelte sie sogar.
Nicht, weil die Frau ein schwaches Geschlecht ist, ganz im Gegenteil – dies alles geschieht wegen der enormen Kraft, die der Weiblichkeit eigen ist. Es ist immer wie ein Spiel mit dem Feuer, aber gerade daraus kann etwas Kreatives und Außergewöhnliches entstehen.
Du hast vollkommen Recht, dass die Frau die Fähigkeit besitzt, diese Kraft zu kanalisieren, aber nicht nur in dem Mann, sondern auch bei sich selber und insgesamt in ihrem Umfeld.
Die Frau ist für mich die Hüterin des Lebensfeuers und das ist eine außergewöhnlich wichtige Aufgabe. Das Wesentliche, was sich ändern muss, ist sich dieser Aufgabe und daraus entstehender Verantwortung bewusst zu werden. Dann suchen wir nicht die Schuld bei dem Partner, bei der Gesellschaft oder den Frauen, die ihre Weiblichkeit leben, sondern nehmen die Möglichkeit wahr, das Leben aus eigener Kraft zu gestalten.
Die Verantwortung beinhaltet nicht nur die Pflicht, etwas machen zu müssen, sondern auch die Macht, etwas Neues aus eigener Kraft zu schaffen. Die Gesellschaft braucht starke Frauen. Für mich ist aber nicht die Frau wirklich stark, die auf Biegen und Brechen sich in der männerdominierten Geschäftswelt behauptet, die sich knallhart in der Beziehung durchsetzt und den Mann seiner Männlichkeit beraubt, die im Grunde genommen keinen Partner braucht, da sie auch alleine im Leben klarkommt.
Die starke Frau zeichnet sich für mich dadurch aus, dass sie die Unterschiede zwischen Männern und Frauen als gut und wichtig empfindet, aus ihrer Stärke heraus dem Partner und den Menschen um sich herum Kraft verleiht, die sich ihrer bedeutungsvollen Aufgabe als Frau bewusst ist, die das Miteinander und nicht das Gegeneineinander in der Gesellschaft fördert und die die Schönheit des kreativen Umgangs mit dem Leben sichtbar macht.
Kunst als intuitive Sprache der Gefühle
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(c) Ekaterina Moré
Thomas Lojek: Wie gehst du innerhalb deiner Kunst auf die Suche nach diesen Eigenschaften? Worauf achtest du in deinen Motiven, damit die gezeigten Frauen diese Attribute der Weiblichkeit widerspiegeln und als Bild darstellen können? Wann ist ein Bild für dich von dieser besonderen Wirkung erfüllt, die du als Urkraft des Weiblichen beschreibst?
Ekaterina Moré: Ich habe das Gefühl, dass nicht ich persönlich über meine Kunst spreche, sondern dass „etwas“ über meine Kunst spricht. Ich bin dabei nur ein Medium, das versucht, ein Gefühl in eine mehr oder weniger verständliche Sprache zu übersetzten – um vor allem sich selber etwas bewusst zu werden.
Daher fällt es mir immer schwer, zu erklären wieso und warum gerade das Motiv, die Haltung oder die Szenerie. Es entspringt einfach dem Gefühl, dass es gerade so sein soll. Und das ist das Magische an der Kunst, dass man es nicht notwendiger Weise logisch definieren muss um einen Zugang dazu zu finden.
Ich höre öfter: „Ich verstehe nicht viel von der Kunst, aber Ihre Bilder sprechen mich an“. Und genau das ist mir unheimlich wichtig – ein Bild muss Emotionen hervorrufen, es muss Gefühle wecken. Ob gute oder schlechte ist dabei gar nicht so wichtig – das Wesentliche ist, dass wir über Gefühle aller Art den Zugang zu uns selbst finden können.
Das Thema der Weiblichkeit ist von vorne herein dabei ein höchst emotionales Thema, weil die Gefühle für mich ursprünglich weiblicher Natur sind. Wie Yin und Yang auch Bestandteile jedes Menschen sind und beide gleichwertig sind, ist in heutigen kopforientierten, technischen Zeiten auch Zugang zum Weiblichen als Symbol der Emotionen, der Kreativität, schlichtweg des Unbewussten, wesentlich für jeden Menschen.
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(c) Ekaterina Moré
Ekaterina More
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(c) Ekaterina Moré
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Art 28: Galerie und Management von Ekaterina Moré
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